Regeln für ein harmonisches Miteinander


Etikette und Verhalten im Dojo


Verhalten im Dojo

 

Es gibt einige grundlegende Verhaltensregeln in einem Dojo, die zunächst einmal nichts mitTraditionen zu tun haben, sondern einfach aus den Grundregeln eines gedeihlichen Miteinanders herrühren.

 

Da sind zunächst die Fragen der Hygiene. In unserem Sport kommen wir uns nahe, fassen uns gegenseitig an. Niemand trainiert gern mit einem müffelnden Partner. Also achten wir darauf, uns selbst, unsere Trainingskleidung und unseren Trainingsraum sauber zu halten.

 

Wir betreiben unseren Sport barfuss. Also werden die Füße regelmäßig, am besten vor dem Training, gewaschen. Auf dem Weg von den Umkleiden zur Matte sind Sandalen oder ähnliches zu tragen, um die Matte sauber zu halten. Wenn wir im Rahmen des Trainings neben der Matte laufen, werden die Füße vor betreten der Matte abgewischt, um die Verunreinigung der Matte zu reduzieren.

 

Kleinere, blutende oder nässende Verletzungen sind abzukleben.

 

Der zweite Bereich betrifft die Sicherheit des Trainings. Wir wollen vermeiden, uns selbst und andere unnötig zu verletzen. Daher ist jegliche Form von Schmuck vor dem Training abzunehmen, Halsketten, Armbänder, Ohrstecker, Piercings, was auch immer. Schmuck ist eine Gefahrenquelle

für uns selbst und für den Partner. An Ohrsteckern kann man sich beim Würgen die Haut aufkratzen, mit Halsketten kann man sich strangulieren, in Armbändern können sich Finger verhaken, die dann schnell brechen. Sollte ein Schmuckstück nicht mehr lösbar sein, ist es abzukleben.

 

Waffen und andere Trainingsgegenstände werden bei nicht Gebrauch von der Matte entfernt, nicht einfach auf ihr abgelegt. Abgelegte Waffen bilden eine beliebte Stolperfalle für andere.

 

Sollte es zu einer Verletzung kommen, ist diese dem Trainer zu melden. Wenn man das Dojo verlässt, meldet man sich vorher beim Trainer ab. Wenn ihr z.B. in den Waschraum geht, weil euch schlecht geworden ist, und ihr nach einiger Zeit nicht wieder kommt, wird der Trainer jemanden hinterher schicken. Vielleicht seid ihr dort zusammengebrochen und braucht Hilfe. Die Abmeldung erfolgt immer beim Trainer, nicht beim Übungspartner. Der Trainer trägt die Verantwortung für das Training.

 

Finger- und Fußnägel sollen kurz gehalten werden. Nägel durchbohren gerade im Nahkampf leicht die Haut des Partners und führen so zu zwar oberflächlichen, aber blutenden Verletzungen. Lange Fingernägel machen es unmöglich eine feste Faust zu formen.

 

Disziplin ist ebenso wichtig für ein gutes Training. Es beginnt mit der Pünktlichkeit. Zu spät zum Training zu erscheinen, stört das bereits laufende Training und ist unhöflich gegenüber dem Trainer und den Mittrainierenden. Regelmäßige Unpünktlichkeit zeigt mangelnden Respekt vor den anderen und vor der Kampfkunst. Sollte man dennoch einmal zu spät erscheinen, entschuldigt man sich beim Trainer, setzt euch in SEIZA an den Mattenrand neben dem Eingang des Dojos und wartet ruhig darauf, das der Übungsleiter euch zum Training auffordert.  Solltet ihr aus Gründen einer Terminkollision regelmäßig später kommen müssen, klärt ihr vorher mit dem Trainer, ob ihr unter diesen Umständen teilnehmen dürft. Das gleiche gilt, wenn ihr früher gehen müsst.

  • Dem Training ist aufmerksam zu folgen.
  • Den Erklärungen des Trainers ist zuzuhören.

Vorgaben des Trainers sind zu folgen, da sie häufig dem eigen Schutz und dem des Partners dienen.

 Wir trainieren mit einem Partner, nicht mit einem Gegner. Daher nehmen wir Rücksicht auf die Leistungsfähigkeit unseres Partners und passen unser Verhalten entsprechend an. Gerade im Kampf, wenn das Adrenalin durch die Adern fließt, ist das häufig nicht leicht. Doch es ist die Aufgabe jedes einzelnen seine Emotionen zu kontrollieren.

 

 

Etikette

 

Jiu Jitsu ist eine Kampfkunst mit langer Geschichte und japanischen Ursprüngen. Die Pflege der Traditionen unseres Stils sind Teil und Ausdruck des Stils. Sie verhelfen zu einem besseren Verständnis des Stils und zur inneren Reifung.

 

Wir trainieren in einem Dojo (jap. Übungsraum, eigentlich: Ort des Weges). Alte, japanische Dojos wurden häufig über Generationen genutzt. An dieser Stätte wurde viel Mühe und Schweiß in die eigene Vervollkommnung gesteckt. Männer und Frauen, in deren Fußstapfen wir nun treten, haben hier gelernt und gelehrt. Der Geist der Kampfkunst durchweht diesen Raum. Das Dojo steht daher stellvertretend für die Kampfkunst und alle unsere Vorgänger. Diesen erweisen wir unseren Respekt, indem wir einigen tradierten japanischen Formen der Höflichkeit folgen. Es beginnt damit, dass wir am Eingang des Dojos, bevor wir es betreten, eine kleine Verbeugung ausführen. Dies ist die traditionelle japanische Form der Begrüßung. Wir betreten unser Dojo vollständig angekleidet; die Jacke wurde angezogen und der Gürtel geschlossen, etc.

 

Anschließend wird der Trainer den Beginn des Trainings anzeigen und alle auf die Matte bitten. Die Schüler stellen sich auf einer Mattenseite nebeneinander auf. Dabei steht der am höchsten  graduierte Schüler ganz rechts, der niedrigste ganz links. Der Trainer (jap. Sensei = Meister, Lehrer) steht den Schülern gegenüber. Der Sensei steht dabei meist so, dass er die Schüler zwischen sich und der Tür hat.  Das ist eine alte, japanische Tradition, um den Sensei gegen Überfälle verfeindeter Schulen zu schützen. Der Trainer gibt dem ersten Schüler ein Signal, woraufhin dieser das Begrüßungsritual leitet.

 

1. Auf das Kommando SEI ZA oder ZA ZEN knien sich die Schüler ab, erst das linke Bein, dann das rechte Bein. Anschließend kniet der Trainer ab.

 

2. Mit MUKUZO eröffnet der erste Schüler die Meditationsphase. Wir sitzen mit geradem Rücken im Kniesitz. Die Augen sind geschlossen, Die Hände liegen, ineinander gelegt, auf den Oberschenkeln. Während der Meditation versuchen wir unseren Geist von den Gedanken des Alltags zu befreien und innerlich zur Ruhe zu kommen, um uns auf das bevorstehende Training einzustimmen. Eine einfache Methode hierzu ist, auf den eigenen Atem zu lauschen, nicht versuchen den Atem zu

beeinflussen, einfach nur zuhören.

 

3. MUKUZO YAME beendet die Meditation. Die Augen werden wieder geöffnet.

 

4. Der erste Schüler wartet einen kurzen Augenblick, damit alle aus der Meditation zurückkehren können, bevor er das nächste Kommando SHOMEN NI REI gibt. Darauf verbeugen sich Lehrer und Schüler gegenüber dem Yoseki (Ehrenplatz). Beim Verbeugen werden die Hände vor den eigenen Knien auf den Boden aufgesetzt, dicht beieinander. Erst die linke Hand aufsetzen und dann die rechte. Beide Hände bilden vor den Knien ein kleines Dreieck. Dann werden Kopf und Oberkörper abge-senkt und wieder aufgerichtet.

 

5. Nun verbeugen sich Schüler und Lehrer voreinander, um Respekt gegenüberdem Meister

(jap: Sensei) zu zeigen. Das Kommando hierfür lautet SENSEI NI REI.

 

6. Jetzt steht der Lehrer auf. Daraufhin stehen die Schüler auf (erst das rechte, dann das linke Bein). Lehrer und Schüler verbeugen sich im Stand voreinander. Es gibt diverse Formen des Angrüßens, die von Schule zu Schule unterschiedlich sein können. Wenn man in einem fremden Dojo zu Gast ist, folgt man daher einfach dem Beispiel der anderen.

 

Während des Trainings konzentrieren wir uns auf das Training. Andere Dinge haben auf der Matte nichts verloren. Während des Trainings beginnt jede Trainingssequenz, die wir mit einem neuen Partner durchführen, damit den Partner mit einer leichten Verbeugung zu begrüßen. Wenn wir den

Partner wechseln, verabschieden wir uns mit einer Verbeugung vom bisherigen Partner. Am Ende des Trainings stellen sich Schüler und Lehrer erneut auf und führen das gleiche Ritual wie zur Begrüßung durch.

 

 

Kleidung

 

Auch unsere Kleidung ist Teil der Tradition. Beim Training tragen wir einen Gi (jap. Trainingsbekleidung). Der Gi ist klassischer Weise aus Baumwolle gefertigt und besteht aus Hose (jap. Zubon), Jacke (jap. Uwagi) und Gürtel (jap. Obi). Gi gibt es im Handel in verschiedenen Ausführungen als Karate-Gi, Judo-Gi, Jiu-Jitsu-Gi, die sich im Wesentlichen durch die Dicke des Materials und geringfügig in der Form unterscheiden. Judo- und Jiu-Jitsu-Gi sind schwerer, weil sie den Belastungen des Zerrens beim Werfen standhalten müssen. Judo-Gi sind dazu meist an den Knien verstärkt, da diese bei den vielen Bodentechniken sonst zu schnell durchscheuern. Die Jacke wird durch den Gürtel gehalten. Die Disziplin, die es in dieser Frage einzuhalten gilt, wird in verschiedenen Schulen unterschiedlich streng gehandhabt. Während wir relativ locker damit umgehen, gibt es andere Schulen, in der jede Form von Gespräch während des Trainings untersagt ist. Hier passt man sich den Gegebenheiten vor Ort an.


Es ist immer ein Gürtel in der Farbe zu tragen, die der erreichten Graduierung entspricht. Der Gürtel ist so zu binden, dass er sich nicht im Rücken überkreuzt. Anfänger finden Hilfe zum Binden bei den Fortgeschrittenen. Anfänger können während der ersten Wochen auch in anderer geeigneter Kleidung trainieren, bis sie sich einen Gi angeschafft haben. Der Gi ist aus der japanischen Unterwäsche hervorgegangen, in der die Samurai trainierten. Er wird heutzutage vor allem in weiß und schwarz angeboten. Zu Prüfungen sind weiße Gi vorgeschrieben. Ein weißer Gi sollte also immer die erste Anschaffung sein.


Häufig hört man, es solle ein weißer Gi sein, weil das die traditionelle Farbe sei. Tatsächlich besteht das traditionelle japanische Untergewand heute aus weißer Baumwolle. Ob die Bleichtechniken im 17. Jahrhundert allerdings schon richtig weiße Baumwolle erzeugen konnten, ist fraglich. Erich Rahn, Urvater des deutschen Jiu Jitsu, trainierte, wie man auf alten Bildern sehen kann, in einer kurzärmeligen, weißen Gi-Jacke und kurzen dunklen Hosen, die er teilweise noch durch eine Strumpfhose ergänzte. Auch in diesem Bereich scheint es also durchaus Moden gegeben zu haben.